Möglichkeiten zur Variantenreduktion
Die Vorgehensweise zur Reduzierung der Komplexität beinhaltet eine Reihe von Schritten. Angefangen mit der Aufnahme des gesamten Prozesses und der Identifikation der variantentreibenden Produktinhalte. Dabei liegt der Fokus zunächst auf den technischen Möglichkeiten einer Variantenreduzierung. Nach dem Erfassen der verschiedenen Szenarien werden diese im Licht des gesamtwirtschaftlichen Prozesses betrachtet. Erst unter Einbeziehung der gesamten Prozesskette können die Auswirkungen einer technischen Variantenreduktion abgeschätzt werden. Eine erfolgreiche Optimierung führt zu einer direkten Kostenreduktion in den Bereichen Einkauf, Logistik, und Lagerhaltung bei gleichzeitiger Qualitätserhöhung. Letzteres ergibt sich durch die Fokussierung auf die geringere Quantität der abzusichernden Inhalte. Dabei empfiehlt es sich, eine standardisierte Lösung zu finden. Die nach der Reduzierung verbleibenden Prozesse werden für eine Erhöhung der Prozesssicherheit systematisch optimiert. Der gesammelte Umfang der Szenarien stellt eine wichtige Bewertungsgrundlage dar, auf der die geeignete Variante ausgewählt wird. Die Umsetzung dieses Konzepts manifestiert sich in einem zeitnahen Wirkungsbereich. Um die Komplexität zukünftiger Prozesse und Produkte möglichst gering zu halten, müssen die im ersten Prozess aufgestellten Grundsätze zwingend eingehalten werden. Vorgenommene Optimierungen von Prozessen und Produkten müssen folglich in die nachfolgende Vorgehensweise eingearbeitet und nach Möglichkeit angepasst werden.
Rückwirkende Analyse der Kompatibilität bestehender Varianten untereinander
Spezifische Aftersales-Lösungen
Im Bereich Aftersales werden Serienprodukte und -prozesse meist sequenziell verfolgt. Die Nutzung vorgefertigter, in Serie entwickelter Lösungen erscheint als logische Konsequenz und geringste Hürde. Hierbei wird häufig außer Acht gelassen, dass eine Variantenreduzierung überhaupt möglich ist. Durch eine rückwirkende Analyse der Kompatibilität bestehender Varianten untereinander können Synergieeffekte geschaffen werden. Das hat eine Teilereduzierung zur Folge. Die abnehmende Komplexität und Variantenvielfalt verringern direkt den Aufwand im Bereich Aftermarket und steigern gleichermaßen die Rentabilität.
Praxisbeispiel
Zusammenfassend bildet die Reduzierung von Varianten bei gleichbleibender Abdeckung der Kundenwünsche eine Maßnahme, die das Potenzial besitzt, Kosten zu senken und gleichzeitig die Qualität der gebildeten Module zu erhöhen. In der Praxis hat dieses Verfahren bereits in vielen Branchen Einzug gefunden. Ein populäres Beispiel für eine Variantenreduktion in der Serie ist der von der VW AG im Jahr 2012 eingeführte modulare Querbaukasten. Vier verschiedene Fahrzeughersteller des Konzerns nutzen hierbei die gleiche Palette an Vorder- und Hinterwagenmodulen. Diese Module lassen Kombinationen aus unterschiedlichen Radständen und Spurweiten zu. Die Produktionslinien sind durch eine flexible Verschiebetechnik in der Lage, die unterschiedlichen Modelle flexibel aufzubauen. Das Ergebnis spricht für sich: die nach MQB-Standard gebauten Fahrzeuge sind zwischen 40 kg und 60 kg leichter als ihre Vorgänger. Des Weiteren erlaubt diese Maßnahme eine Standardisierung vieler Prozesse auf dem Weg zum fertigen Produkt. Neben den genannten, offensichtlichen Auswirkungen ergeben sich finanzielle Vorteile bei der Beschaffung sowie sichtbare Synergieeffekte durch die gemeinsame Entwicklung der vier Fahrzeughersteller an einer Plattform. Der VW-Konzern führte neben dem MQB zusätzlich den modularen Längsbaukasten (MLB) sowie den modularen Elektrobaukasten (MEB) ein.