Bedeutung und Hintergünde von Inmetro
Das „National Institute of Metrology Standardization and Industrial Quality“ (Inmetro) ist eine mit dem Ministerium für Entwicklung, Industrie und Außenhandel (MDIC) verbundene, föderal autarke Behörde. Eine der zentralen Aufgaben von Inmetro ist es, die nationalen Standards für Messwesen und Qualität umzusetzen und sicherzustellen. Innerhalb dieser nationalen Standards werden bestimmte Produktkategorien festgelegt, für welche eine Qualitätsprüfung nach den landesspezifisch vorgegebenen Standards erfolgen muss. Die Einhaltung dieser Standards wird nach erfolgreicher Überprüfung anhand eines Inmetro-Zertifikats bescheinigt, welches den Zugang zum Import und Vertrieb der Produkte im brasilianischen Markt öffnet.
Inmetro für Automotive-Produkte
Für Automotive-Produkte umfasst der Produktkatalog die folgenden sicherheitsrelevanten Produktkategorien: AdBlue, Bremsflüssigkeit, Felgen, Kolben, Kolbenbolzen, Kolbenringe, Kraftstoffpumpen, Lagerschalen, Lenkstangen, Motorradkomponenten, Reibbelagsmaterial, Reifen, Sicherheitsverglasung, Signalhörner, Spurstangen, Spurstangenköpfe, Starterbatterien und Stoßdämpfer.
Die gesetzlichen Hintergründe sind in einer sogenannten „Ordinance“ geregelt. In diesen Dokumenten sind sowohl Verweise zur technischen Umsetzung, als auch Informationen zu Markierung der Bauteile sowie eventuellen Ausnahmeregelungen festgehalten. Für eine regelkonforme Zertifzierung bedarf es Produkttests durch ein von der Zertifizierungsbehörde akkreditiertes Testinstitut, als auch eines Audits des Produktionsstandorts. Nach erfolgreichem Durchlauf des Zertifizierungsprozesses erhält der Hersteller des Bauteils ein Zertifikat mit einer Gültigkeit von vier Jahren. Bei entsprechend erfolgter, korrekter Markierung der Bauteile steht einem erfolgreichen Import nichts mehr im Weg.
Implementierung und Umsetzung
Aufgrund strenger Verbraucherschutzrichtlinien in Brasilien sind Hersteller und Importeure bei mangelhafter Umsetzung gleich mehreren Risiken ausgesetzt. Einerseits aufgrund der geltenden Importvorschriften und des damit verbundenen Rankings, welches sich direkt auf den Importprozess auswirken kann. Andererseits dem Risiko von drohenden Schadensersatzansprüchen gegenüber dem OEM, sollte ein Endkunde im Falle eines Defekts nicht innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Fristen mit den passenden Produkten versorgt werden können. Dies kann sogar bis hin zum Recht des Endkunden zum vollständigen Rücktritt vom Kaufvertrag mit der Verpflichtung zur Rücknahme des Fahrzeugs und Neulieferung reichen.
Kontrollen der Zertifizierung können sowohl direkt beim Import der Bauteile erfolgen, als auch bei der Distribution von regionalen Vertriebszentren zu lokalen Händlern.
Hohe Risiken bei mangelhafter Umsetzung.
Keine Regel ohne Ausnahme
Den zahlreichen Produktkategorien und deren jeweiligen Umsetzungsformen liegen übergreifende Ausnahmeregelungen zugrunde, welche sich gerade bei absatzschwachen Bauteilen vorteilhaft auswirken können. So ist neben der Möglichkeit einer Mindermengenregelung auch eine Ausnahme aufgrund des Verkaufspreises oder der Leistungsklasse des zugehörigen Fahrzeugmodells als zulässige Importregelung in Betracht zu ziehen.
Da sowohl die Entwicklung der Zertifizierungsanforderungen als auch der Ausnahmen dynamisch verläuft und ständig davon auszugehen ist, dass neue Produktkategorien hinzugefügt oder Ausnahmeregelungen geändert werden, sollte dem Markt hohe Aufmerksamkeit gewidmet werden. In naher Vergangenheit ist beispielsweise ein Gesetzesentwurf zur Zertifizierung von Anhängerkupplungen verabschiedet worden, welcher demnächst in Kraft treten könnte.
Gezielte Nutzung der Ausnahmeregelungen erspart vollständige Zertifizierung.